Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 64 Antworten
und wurde 6.744 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5
Andy79 Offline



Beiträge: 55

11.06.2014 00:02
#46 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #45
Ich setze mich ebenfalls zwischen die Stühle und erneuere nach meiner positiven Besprechung der "Koffer" doch wieder meine Bevorzugung des "Todesrächers".
Zitat von Andy79 im Beitrag #39
Und so kannte ich den Film bis vor wenigen Jahren noch: Dunkleres Bild, fehlende Einzelbilder, leicht gekürzt.

Welche Szenen waren denn auf der VHS gekürzt? Der Film ist doch ausnehmend harmlos.


Die Szene in Ledineks Dachkammer. In der VHS-Fassung bekommt Ledinek keine Spritze und der Zuschauer wird auch nicht Zeuge, wie währenddessen im Nebenzimmer der Koffer gepackt wird.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

11.06.2014 00:43
#47 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #45
Ich setze mich ebenfalls zwischen die Stühle und erneuere nach meiner positiven Besprechung der "Koffer" doch wieder meine Bevorzugung des "Todesrächers".



Als "alte Farbnutte" gehe ich auch auf den "Todesrächer". "Uriger Junk-Stoff" ist Francos originell inszenierte, famos besetzte BEW-Variation nicht minder.

Peter Offline




Beiträge: 2.886

11.06.2014 09:31
#48 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

Zitat von Marmstorfer im Beitrag #47

Als "alte Farbnutte" gehe ich auch auf den "Todesrächer". "Uriger Junk-Stoff" ist Francos originell inszenierte, famos besetzte BEW-Variation nicht minder.

Wie schön. Marmsi hat noch einen Koffer auf der Reeperbahn. Also, meinem Filmwunsch-Empfinden fügen beide Filme leichte Schmerzen zu....

Giacco Offline



Beiträge: 2.537

11.06.2014 09:39
#49 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

Zitat von Peter im Beitrag #48


Wie schön. Marmsi hat noch einen Koffer auf der Reeperbahn.

Ich hatte sowas schon irgendwie geahnt ...

Markus Offline



Beiträge: 684

07.05.2015 19:02
#50 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von StefanK im Beitrag #36
Zitat von Edgar007 im Beitrag #35
Zitat von tilomagnet im Beitrag #34
Weiß jemand etwas über das Ausgangsmaterial für die Universum DVD (also die aus der BEW Box) dieses Films? Die Qualität ist schon sehr viel schlechter als bei WÜRGER und UNGEHEUER. Sieht aus wie ein VHS oder altes Fernsehmaster.

Es gab ja bei den meisten CCC-Filmen Probleme mit dem Ausgangsmaterial. Die Filmmaster wurden anscheinend über viele Jahre unsachgemäss gelagert, was natürlich Spuren hinterlassen hat. Angeblich war Arthur Brauner nicht bereit, Geld in die (korrekte) Lagerung zu investieren.


Die DVDs basieren auf dem Material, welches Universum von der CCC zur Verfügung gestellt bekam, bzw. Universum hat das Material der CCC aufgearbeitet, neu abtasten lassen usw. Und wie Edgar schon schrieb, hat der Koffer wohl etwas mehr gelitten als die anderen s/w BEW Filme. Abgesehen von dem doch etwas störenden Laufstreifen finde ich das Bild aber auch hier okay.



Hab den Film mal wieder gesehen, und beim Stöbern in diesem Thread wollte ich meinen Senf dazugeben. Die Bild- und Tonqualität der DVD ist (abgesehen von der hier erwähnten Nachsynchro einer Passage) selbst für unsere HD-verwöhnten Zeiten noch sehr ordentlich. Es gibt zwar ein paar Szenen mit Laufstreifen uä., aber der Gesamteindruck kann sich meiner Meinung nach sehen lassen - umso mehr, wenn man das (nicht-anamorphe, vermutlich alte TV-)Master der Ausschnitte in der Dokumentation zum Vergleich nimmt.

Gruss
Markus

Markus Offline



Beiträge: 684

08.05.2015 09:44
#51 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Markus im Beitrag #9
Ich poste hier nochmal eine ältere Frage an diejenigen, die den Film greifbar haben (Mitschnitt oder DVD), wobei meine Beobachtung die DVD betrifft:

Als der Kriminalforscher, der rauschgiftsüchtig ist, zum ersten Mal in die Bar geht, wird er vom Besitzer durch ein Guckloch im Gemälde beobachtet. Er sagt zu seinem Gehilfen, der mit englischem Akzent spricht, etwas wie "Er sollte nicht zu oft herkommen" usw. 3 Sätze.
Diese Sätze sind recht auffällig nachsynchronisiert und das - dem Eindruck nach - nicht in der Urfassung, sondern später: der Ton hat eine andere Qualität und der Sprecher ist ein anderer.

Gab es hier ein Problem mit der Tonspur? Die Stelle ist nur kurz und nicht sehr störend, aber ich bin neugierig, was hier passiert ist...

Gruß
Markus


Inzwischen habe ich erfahren, dass es sich bei der nachsynchronisierten Stelle um das Original handelt. Zwar deutlich schlechter gemacht als die Nachsynchronisation in anderen Szenen, aber die Passage klang schon in allen TV-Ausstrahlungen so. Und der Sprecher wäre Kurt Waitzmann, dessen Stimme nur durch die Akustik verfremdet ist.

Gruss
Markus

Ray Offline



Beiträge: 1.934

13.02.2016 16:28
#52 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Das Geheimnis der schwarzen Koffer (BRD 1962)

Regie: Werner Klingler

Darsteller: Joachim Hansen, Senta Berger, Chris Howland, Hans Reise, Leonard Steckel, Stanislav Ledinek, Peter Carsten, Kurt Waitzmann, Helga Sommerfeld u.a.



Sind die Edgar Wallace-Filme in der breiten Öffentlichkeit heute noch gut bekannt, fristen hingegen jene Filme, welche sich mit dem Namen des Sohnes – Bryan Edgar – schmücken, ein Schattendasein und sind in aller Regel nur denjenigen ein Begriff, die sich näher mit Wallace & Co beschäftigen. Produzent Artur Brauner bescherte dem deutschen Kinopublikum eine zweite „Wallace-Reihe“, welche zwischen 1962 und 1964 sowie 1970 und 1972 die Lichtspielhäuser bereicherte. Der seit 1960 erfolgreich reaktivierte Dr. Mabuse und die Rechte an einem „echten“ Wallace-Roman, Der Fluch der gelben Schlange, waren ihm nicht genug. Er wollte mehr abhaben vom „Krimikuchen“. Auch wenn man einige – wenn nicht alle – Ingredenzien der Konkurrenz abkupferte, war man dieser andersherum an der ein oder anderen Stelle einen Schritt voraus. So gebrauchte man von Anfang an lediglich den „guten Namen“ – welcher seine Funktion auch nur aufgrund der Verwandtschaft und des gleichen ersten Vornamens effektiv erfüllen konnte – von Bryan Edgar Wallace und schrieb unter diesem „Gütesiegel“ frei erfundene Geschichten, wobei man z.T. zumindest Titel entnahm, denen Romane von Wallace jr. zugrunde lagen. Zu dieser Kreativität waren die Macher allerdings auch gewissermaßen gezwungen, umfasste das Werk von Bryan Edgar doch vor allem Agentenfilme, die in originalgetreuer Umsetzung kaum zu einem Gruselkrimi getaugt hätten.

Wie so viele Filme des Genres beginnt auch der Erstling der Bryan Edgar Wallace-Reihe mit „Das Geheimnis...“. Die Regie wurde Werner Klingler anvertraut, der später für Brauner noch Das Testament des Dr. Mabuse inszenieren sollte, hier aber beinahe nach wenigen Tagen hätte den Hut nehmen müssen: Kollegen hinter der Kamera beschwerten sich dahingehend, der Regisseur habe seinen Alkoholkonsum nicht im Griff und wäre daher nicht in der Lage, den Film adäquat umzusetzen. Irgendwie raufte man sich schließlich doch zusammen und brachte den Film dank einiger Überstunden pünktlich zu Ende. Gedreht wurde überwiegend in Berlin sowie in den CCC-Studios. Die London-Aufnahmen wurden bei einer externen Crew in Auftrag gegeben, um die nötige Illusion zu kreieren. Dies gelang auch sehr gut, der stimmungsvolle Vorspann und die übrigen Postkarten-Einschübe müssen sich vor der Konkurrenz nicht verstecken.

Ein Lob, welches man dem Film in seiner Gesamtheit hingegen nicht verteilen kann. Insgesamt rangiert er vom Niveau her knapp unter den schwächsten „Original“-Wallace-Beiträgen der Schwarzweiß-Ära. Man merkt dem Endprodukt an, dass es nur auf Sparflamme und als Test ohne großes finanzielles Risiko gefertigt wurde. Ob aus rechtlichen Gründen oder nicht, jedenfalls verzichtete man in erster Instanz auf große Wallace-Stars. Joachim Hansen wies keinerlei Krimi-Erfahrung auf und konnte auch kein nachhaltig wirkendes Charisma entwickeln, so dass es nur allzu verständlich erscheint, dass er in der Folge nicht mehr besetzt wurde. Senta Berger ist zumindest aus der Retrospektive ein großer Name, doch sie stand zu diesem Zeitpunkt noch am Anfang ihrer großen Karriere und konnte den Film über ihre bloße Präsenz hinaus kaum bereichern. So blieb die schauspielerische Last insbesondere an Leonard Steckel (Dr. Bransby) und Hans Reiser (Humphrey Curtis, Senta Bergers Filmbruder) hängen. Großer Schwachpunkt hingegen ist Chris Howland, dessen humoristischen Anflüge zu keinem Zeitpunkt richtig zünden wollen und eher verärgern denn belustigen. Dass der Inspektor seinen Töne suchenden Vetter fast überall zu seinen Ermittlungen mitnimmt und dieser dann auch rein zufällig auf die entscheidenden Spuren kommt, trägt im Übrigen nicht gerade zur Glaubwürdigkeit des Streifens bei. Überhaupt hat die Geschichte inhaltliche Schwächen, denen zu wenige positive Aspekte gegenüberstehen, als dass sie von diesen nivelliert werden könnten. So ist „Das Geheimnis“ im Grunde schon etwa eine halbe Stunde vor Schluss gelüftet, weswegen die bis dahin dominierende Kurzweiligkeit in Langatmigkeit umschlägt und sich der Zuschauer nervös fragt, wann nun endlich auch der Inspektor „auf den Trichter kommt“.

Rein inszenatorisch ist der Film auf ordentlichem Niveau, die Morde, bei denen der Werfer stets den Arm aus einem Versteck heraus ausstreckt und sich das Messer spiegelt, bleiben ebenso im Gedächtnis wie die Szene, in der Stanislav Ledinek im „Wahn“, vom Mörder verfolgt zu sein, durch den Wald stapft und sich die Kamera um ihn herum dreht. Überhaupt sind die Bilder – ob aus London oder Berlin – sehr atmosphärisch und tragen dazu bei, dass der Film letzten Endes durchaus sehenswert ist. Besonders schön genretypisch abstrus auch der Umstand, dass der Mörder vor den Attentaten stets die Koffer seiner Opfer packt. Diese Szenen sorgen für gehobene Spannung und werden durch die recht gelungene Musik Gert Wildens ansprechend untermalt.

Der Film wurde glücklicherweise noch so erfolgreich, dass man sich entschloss – mit größerem Budget – in Serie zu gehen.


Zunächst recht kurzweiliger, im entscheidenden Drittel aber umso langatmigerer Auftakt zur Bryan Edgar Wallace-Reihe. Insbesondere Joachim Hansen und Chris Howland hinken ihren Vorbildern dabei meilenweit hinterher. 3/5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

18.12.2016 13:44
#53 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Bryan Edgar Wallace: Das Geheimnis der schwarzen Koffer (1962)



Regie: Werner Klingler

Produktion: CCC-Filmkunst - Artur Brauner, BRD 17.11.1961 - 21.12.1961

Mit: Joachim Hansen, Senta Berger, Hans Reiser, Leonard Steckel, Peter Carsten, Chris Howland, Helga Sommerfeld, Stanislav Ledinek, Elfriede Irrall, Kurt Waitzmann, Heinrich Gies, Hans W. Hamacher, Karin Evans, Zeev Berlinsky, Gerhard Hartig, Harry Tagore, Alain Dijon, Dinah Berger, Helmut Heyne, Knut Hartwig, Dorothea Sudermann, Katja Tisar, Werner Buttler, Kurt Mühlhardt, H. P. Scholz, Albert Bessler, Käthe Kamossa, Georg Feicht, Hubert Krischer, Carl de Vogt, August Angst, Siegfried Hechler, Eduard Matzick, Else Reuss


Handlung:

Ein messerwerfender Mörder treibt in London sein Unwesen. Sein Markenzeichen ist es, vorher immer die Koffer seiner Opfer zu packen. Inspektor Finch wird mit dem Fall betraut und auch der aus den USA stammende Kriminalwissenschaftler Humphrey Curtis stellt Ermittlungen an. Allerdings konzentriert Letzterer sich dabei auf das Drogenmilieu und ist selbst von dem wenig bekannten, aber absolut tödlichen, Stoff Meskadrin abhängig. Als er den Dealern zu lästig wird, versuchen diese ihn zu beseitigen, was jedoch misslingt. Ihm selbst gelingt es aber, einen von ihnen zu kidnappen und zu verhören, um an Informationen über die Hintermänner zu gelangen. Ferner stellt sich heraus, dass der undurchsichtige Curtis, welcher eine dubiose Vergangenheit besitzt, der totgeglaubte Bruder der hübschen Susan Brown ist, auf die Inspektor Finch ein Auge geworfen hat…

Anmerkungen:

Ähnlich wie später bei Karl May wollte Artur Brauner auch am Erfolg der Edgar-Wallace-Filme mitnaschen und hatte dabei die nicht unkluge Idee, mit dem damals noch lebenden Bryan Edgar Wallace (1904-1971), dem Sohn des berühmten Altmeisters, zusammenzuarbeiten. Freilich waren die Geschichten frei erfunden und Wallace Jr. gab mehr oder weniger nur seinen Namen her, doch kam es gerade darauf an. Schließlich wurde 1962 eine Wallace-Nebenlinie in’s Leben gerufen, die es auf immerhin 10 oder 11 Filme brachte (je nachdem, ob man „Scotland Yard jagd Dr.Mabuse“ mitrechnet), von denen einige ganz herausragende Genre-Beiträge wurden.

Dieser erste Film der BEW-Reihe fängt eigentlich durchaus spannend an, entwickelt im letzten Viertel dann aber einen sehr konstruiert wirkenden Handlungsverlauf, was ihn im Gesamtbild etwas grob zusammengesetzt und inhomogen wirken lässt. Man wird den Eindruck nicht los, dass man versucht hat, möglichst viele Wallace-Klischees mit Gewalt einzubauen. Für den Handlungsverlauf völlig überflüssig und unpassend wirkt die verrückte Nichte des Schlossherrn. Die Atmosphäre hat sehr gute Ansätze, ist im Endeffekt dann aber doch etwas zu wenig ausgereift um auf höherem Niveau zu beeindrucken. Der farblose Joachim Hansen (1930-2007) darf als Inspektor Finch ruhig als Fehlbesetzung bezeichnet werden. Dass es im Rahmen der Reihe bei seinem Einstand blieb, hat wohl kaum jemandem das Herz gebrochen. Die damals noch sehr junge Senta Berger (geb.1941) vermag ihrer Rolle, trotz ihres guten Aussehens und dem Umstand, dass sie sich in späteren Jahren als sehr gute Schauspielerin entpuppte, weder Glanz noch Charisma zu verleihen. Sie wirkt steif und unerfahren, was man wohl ihrem damaligen Alter zuschreiben darf. Als romantisch verstricktes Pärchen wirken die beiden wie ein drittklassiger Ableger von Joachim Fuchsberger und Karin Dor. Getragen wird der Film in erster Linie von Hans Reiser (1919-1992) und Leonard Steckel (1901-1971), die aber dann doch beide nicht die Präsenz einer hier eindeutig fehlenden Genre-Größe haben. Reiser hat übrigens eine auffallende optische Ähnlichkeit mit Helmut Lange.

Stellenweise wurde sehr holprig inszeniert. So wirkt z.B die Schlägerei zwischen Hans Reiser und den Handlangern des Drogenhändlers äußerst dilettantisch. Auch der Selbstmord einer Tänzerin, der nur so nebenbei zur Kenntnis genommen wird, ist an Unglaubwürdigkeit kaum mehr zu überbieten und erweckt den Anschein, dass hier eine Regie-technische "Wildsau" am Werk war.

Warum der Messermörder am Schluss seinen Kumpanen und nicht den Oberbösewicht in’s Jenseits befördert entbehrt jeglicher Logik und erinnert ein bisschen an den Schluss vom "Zinker". Sollte er aus Versehen den Falschen getötet haben, was nicht wirklich erkennbar ist, wurde die Szene total verpfuscht. Das Ende ist völlig abrupt und schneidet den Film dermassen grob ab, als hätte man einfach keine Lust mehr gehabt weiterzudrehen. Die Titelmelodie ist durchaus ansprechend. Wie beim ersten Edgar-Wallace-Film tritt auch hier ein anscheinend blinder Straßenhändler in Erscheinung, den man fast als Maskottchen verstehen könnte, um der neuen Reihe ähnliches Glück zu bescheren.

Fazit:

Ungeachtet seiner Schwächen einigermassen unterhaltsamer 60er-Jahre-Krimi, der trotz seiner guten Ansätze schlussendlich qualitativ etwas oberhalb der Mittelmäßigkeit steckenbleibt und damit in der Masse vieler ähnlicher Filme dieser Zeit eher untergeht. Gerade noch 3,5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.12.2016 13:50
#54 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten



Bryan Edgar Wallace: Das Geheimnis der schwarzen Koffer


Kriminalfilm, BRD 1961/62. Regie: Werner Klingler. Drehbuch: Percy Allen (d.i. Gustav Kampendonk) (Vorlage „Death Packs a Suitcase“, 1961: Bryan Edgar Wallace). Mit: Joachim Hansen (Inspector Robert Finch), Senta Berger (Susan Brown), Hans Reiser (Schriftsteller Humphrey Curtis), Leonard Steckel (Dr. Daniel Bransby), Peter Carsten (Bettler Ponko), Chris Howland (Arnold Wickerley), Helga Sommerfeld (Sängerin Lissy), Stanislav Ledinek (Kudernacz), Elfriede Irrall (Diana), Gerhard Hartig (Mr. Forester) u.a. Uraufführung: 23. Februar 1962. Eine Produktion der CCC-Filmkunst Berlin im Gloria-Filmverleih München.

Zitat von Das Geheimnis der schwarzen Koffer
Gepackte Koffer, gefolgt von einer gezielten Wurfmesserattacke – dieser Methode bedient sich ein gefürchteter Serienkiller, von dem Scotland Yard annimmt, dass es sich um einen Artisten handeln muss. Dessen ungeachtet verfolgt Inspector Finch eine Spur, die in die Arztpraxis des verdächtigen Dr. Bransby führt, während sein Freund, der Kriminologe Humphrey Curtis, den entscheidenden Schlag gegen eine Bande von Drogenhändlern zu führen versucht. Wessen Strategie wird London wieder ruhig schlafen lassen?


Mit der Idee, sich beim Kopieren der Rialto’schen Wallace-Erfolge des gleichen Namens in Form des Wallace-Sohnes Bryan Edgar zu bedienen, landete Artur Brauner wohl einen der genialsten und zugleich parasitärsten coups d’etat der deutschen Filmgeschichte. Eine so offenkundige Trittbrettfahrerei mag einerseits als Angriff, andererseits als Wertschätzung der Originalfilme verstanden werden. Unverständlich bleibt jedoch, warum die CCC-Filmkunst zwar in solcher Deutlichkeit auf eine Modewelle aufsprang, aber dabei die Qualitätsansprüche, die mit den Wallace-Filmen aus der Wendlandt-Schmiede verbunden sind, aus den Augen verlor. Sowohl das Script als auch die Inszenierung des BEW-Erstlings erwecken jedenfalls nicht den Eindruck, als habe man besonders viel Inspiration von den hochwertigen Rialto-Krimis erhalten. Holprig erzählt Werner Klingler, dessen durchaus ambitionierte Filmkarriere („Banktresor 713“) zu Beginn der 1960er im Alkohol versank – man denke nur an sein ebenfalls reichlich verunglücktes Remake des Mabuse-Testaments –, ein nicht immer logisches und sehr zufallslastiges Drehbuch, das die Anwesenheit wichtiger Figuren in der Geschichte kaum stichhaltig zu begründen weiß.

Packt man fehlende Logik und die eher kindlich-naive Ausstrahlung des Films beiseite, erkennt man allerdings auch dessen durchaus vorhandene Qualitäten. Schließlich könnte man meinen, dass eine so unverfrorene Kopie des Wallace-Erfolgs auch deutlich stärkere Anleihen an der Besetzung der Rialto-Filme nehmen würde. Tatsächlich aber überzeugt das Ensemble, das „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ trägt, mit angenehm überraschender Eigenständigkeit. Dies gilt vor allem für das sehr überzeugende Hauptdarstellerduo: Joachim Hansen qualifiziert sich zwar durchaus als B-Film-Variante eines Joachim Fuchsberger, erfüllt die damit einhergehenden Erwartungen jedoch vollumfänglich und überzeugt durch Dynamik, Tatendrang und die zu erwartende testosterongesteuerte Ermittlungsstrategie. Die junge Senta Berger als Karin-Dor-Ersatz zu verpflichten, war eine geniale Idee, auf die Brauner leider kein weiteres Mal im Rahmen der BEW-Reihe verfiel. Darüber hinaus machen vor allem Hans Reiser, Leonard Steckel, Stanislav Ledinek und Peter Carsten ihren – zugegeben eher eindimensionalen Rollen – alle Ehre. Unerträglich dagegen (und das ist ein weiteres untrügliches Zeugnis der Überforderung Klingers) Chris Howland, dessen Szenen ähnlich wie im „Henker“ zu den übelsten Vergehen gegen geschmackvollen Humor in Krimiproduktionen der Sechzigerjahre gehören. Ohne Howland würden die „Koffer“ fraglos besser funktionieren, ein halber oder vielleicht ein ganzer Punkt mehr drin sein.

Was Klinger verzockte, holten andere Mitglieder des Drehstabs wieder herein. Besonders lobenswert die Arbeiten des späteren Wallace-senior-Filmarchitekten Wilhelm Vorwerg, der gemeinsam mit Paul Markwitz ansehnliche Sets schuf, die von ärmlichen Behausungen bis zu noblen Schlössern, vom Zwielicht der Nachtclubs bis zum Zwielicht der amerikanischen FBI-Jalousien reichen und immer perfekt an die sorgfältig ausgewählten Drehorte angeschlossen sind. Für Berlin-Freunde ist „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ gerade wegen seiner kurzen, wenig ergiebigen Szenen eine große Freude, weil sie häufige Schauplatzwechsel und damit immer wieder neue Einblicke in einmalige bzw. später auch in anderen Filmen verwendete locations ermöglichen. Besonders die Zitadellenkasematten wurden sehr schön in Szene gesetzt. Allerdings gerieten nicht alle Drehortwechsel trotz des erfahrenen Cutters Wischnewsky nachvollziehbar: Die merkwürdige Einführung von Cronsdale Castle im letzten Drittel des Films ist dafür ebenso programmatisch wie der verwirrende Schnitt vom italienischen Lokal zur Soho-Tanzbar, bei dem man sich auch bei wiederholter Sichtung zunächst immer wieder fragt, warum da plötzlich eine halbnackte Tänzerin im Spaghetti-Tempel auftritt.

Gert Wildens Filmmusik überzeugt dagegen durch ihre jazzig-gelassene Vielfalt. Nur das Geklirre der Wurfmesser in den Mordszenen, begleitet von comicartigen Bildeffekten, wirkt hochnotpeinlich (ein Wort, das hier in letzter Zeit hochmodisch geworden ist) und verhindert, dass die eigentlich interessant ausgetüftelte Mordmethode unheimliche Spannung hervorrufen kann.

Mit einem halben Dutzend Edgar-Wallace-Krimis und einem effektvollen Einstieg in die Mabuse-Reihe zum Vorbild hätte man meinen müssen, dass Artur Brauners Epigonenprojekt Nummer 1 noch hochwertiger ausfallen würde. Regie und Drehbuch verzerren die eigentlich edel besetzte und facettenreiche Geschichte aber oft zu einer Posse naiver Couleur. Was den BEW-Erstling rettet, ist seine im Vergleich mit vielen der späteren Einträge der Reihe einladende, gewinnende Atmosphäre. 3 von 5 Punkten.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

18.12.2016 17:06
#55 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #54
[...] Werner Klingler, dessen durchaus ambitionierte Filmkarriere („Banktresor 713“) zu Beginn der 1960er im Alkohol versank [...]

Das ist interessant! Ist das so? Es würde erklären, wie es zu einigen Aussetzern des ansonsten sehr sorgfältig inszenierenden Regisseurs kam.

Gruß
Jan

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.12.2016 20:03
#56 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

Das Hohmann-Buch äußert sich dazu:

Zitat von Tobias Hohmann: Edgar & Bryan Edgar Wallace – Der klassische Kriminalfilm 2, Knorr Martens, 2011, S. 684
Die Dreharbeiten liefen alles andere als ruhig oder harmonisch ab. Bereits nach knapp einer Woche Drehzeit wurde Artur Brauner per Brief darum gebeten, den Regisseur zu wechseln, weil Klingler nicht in der Lage sei, den Film zu drehen. Einerseits habe er seine Trinkgewohnheiten nicht unter Kontrolle und sei nachmittags nicht mehr fähig, mit den Schauspielern zu arbeiten, andererseits sei sein Arbeitssystem veraltet. Diese kleine „Palastrevolution“ wurde von Kameramann Angst und Produktionsleiter Erwin Gitt in die Wege geleitet. Brauner behielt jedoch ruhigen Kopf, verwarnte Klingler entschieden und dieser riss sich fortan zusammen. Kurz darauf arbeiteten Regisseur und Produzent bei Das Testament des Dr. Mabuse erneut zusammen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

18.12.2016 22:06
#57 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #56
Das Hohmann-Buch äußert sich dazu

Danke für die Passage - das Buch kenne ich nicht. Eine interessante Geschichte. Brauner hielt gar noch länger an Klingler fest. Dessen letzte Regiearbeit "Straßenbekanntschaften auf St. Pauli" wurde auch von Atze produziert. Selbst einen der Revolutionäre - Kameramann Richard Angst - begegnete Werner Klingler bei der internationalen Großproduktion "Spione unter sich" wieder. Durchaus interessant!

Gruß
Jan

Giacco Offline



Beiträge: 2.537

19.12.2016 12:46
#58 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #53
Die damals noch sehr junge Senta Berger (geb.1941) vermag ihrer Rolle, trotz ihres guten Aussehens und dem Umstand, dass sie sich in späteren Jahren als sehr gute Schauspielerin entpuppte, weder Glanz noch Charisma zu verleihen. Sie wirkt steif und unerfahren, was man wohl ihrem damaligen Alter zuschreiben darf. Als romantisch verstricktes Pärchen wirken die beiden wie ein drittklassiger Ableger von Joachim Fuchsberger und Karin Dor.


Finde ich gar nicht. Das Fuchsberger/Dor ständig als Vergleich herangezogen werden und hier offenbar als Maß aller Dinge gelten, kann ich ohnehin nicht nachvollziehen. Natürlich gibt Senta Bergers Rolle nicht viel her, aber steif und unerfahren wirkt sie keineswegs. Ich empfinde das Zusammenspiel von Hansen/Berger als durchaus angenehm.

Senta Berger hat allein in den Jahren 1960/61 mehr als 10 Kinorollen gespielt, zwar überwiegend leichte Unterhaltung, aber sie stand auch schon in Wickis "Wunder des Malachias" oder neben O.W.Fischer (in den Kaviar-Filmen) und Heinz Rühmann (Der brave Soldat Schwejk) vor der Kamera. Die schauspielerischen Leistungen von Karin Dor will ich keineswegs in Frage stellen, aber sie war zum damaligen Zeitpunkt nicht der Star, als der sie hier immer wieder - wohl durch ihren späteren Status - angesehen wird. Gleiches gilt auch für Renate Ewert.

"Das Geheimnis der schwarzen Koffer" liegt in meiner persönlichen Rangliste der BEW-Filme noch vor dem Phantom, dem Henker und dem Ungeheuer. Vom Todesrächer oder dem gelben Grab ganz zu schweigen.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

19.12.2016 21:40
#59 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #58

Finde ich gar nicht. Das Fuchsberger/Dor ständig als Vergleich herangezogen werden und hier offenbar als Maß aller Dinge gelten, kann ich ohnehin nicht nachvollziehen. Natürlich gibt Senta Bergers Rolle nicht viel her, aber steif und unerfahren wirkt sie keineswegs. Ich empfinde das Zusammenspiel von Hansen/Berger als durchaus angenehm.



Natürlich sind Fuchsberger/Dor nicht das Maß aller Dinge, aber innerhalb dieses Genres nun mal der naheliegendste Vergleich. In meiner Wahrnehmung agierten Dor, Ewert und Baal in ihren Wallace-Rollen einfach überzeugender und "echter", abgesehen vom guten Aussehen, das sie ja alle mitbrachten. In anderen Rollen kenne ich Berger als hervorragende Schauspielerin. Das Zusammenspiel Hansen/Berger finde ich zumindest nicht unangenehm, allerdings bringt Ersterer eine Aura mit, die mich einfach nicht beeindrucken kann. Er hat nicht mehr Ausstrahlung als irgendwelche Leute des Alltags, denen ich ab und zu im Stiegenhaus begegne. Sehr viel besser finde ich da den oft gescholtenen Felmy, den im Henker eine Schwermütigkeit umgibt, die sehr gut zu seiner Situation passt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.09.2017 06:09
#60 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1961, BEW 1) Zitat · Antworten

„Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 32 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 3,44 von 5 Punkten.

zugrundeliegende Wertungen: 16 von 17 (15x „gut bekannt“, 1x „länger her“)
Top-10-Tipps: 0 von 8
Auswahlrunde: vorqualifiziert (Bryan-Edgar-Wallace-Film)


mit 3,47 Pkt. Platz 39 in der Kategorie Schauspieler (– 7)
mit 3,00 Pkt. Platz 43 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (– 11)
mit 3,23 Pkt. Platz 31 in der Kategorie Drehbuch / Logik (+ 1)
mit 3,29 Pkt. Platz 37 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (– 5)
mit 3,37 Pkt. Platz 33 in der Kategorie Musik (– 1)
mit 4,61 Pkt. Platz 08 in der Kategorie Epigonenfaktor (+ 24)
mit 3,10 Pkt. Platz 40 in der Kategorie freie Wertung (– 8)

Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017: Ergebnisse (#171) (12)

Seiten 1 | 2 | 3 | 4 | 5
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz