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  • Hans NielsenDatum14.03.2024 15:46
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Hans Nielsen

    Neulich hatte ich Gelegenheit, mir tatsächlich ein Exemplar per Fernleihe zuzulegen.
    Ein großer Pluspunkt ist natürlich, dass der Verfasser sich die Mühe gemacht hat, etwas über einen Schauspieler zu recherchieren, der seit fast 60 Jahren tot ist und über dessen Leben bisher wenig bekannt ist. Barthol hat dabei manche Details ans Licht gebracht, die zuvor weder in Schauspiellexika noch in dem vor einiger Zeit verlinkten Thread aus dem Synchron-Forum zu lesen waren. Einzelne Filme werden dagegen meist sehr oberflächlich behandelt oder es beschränkt sich darauf, aus zeitgenössischen Kritiken zu zitieren. Gerade Veit Harlan wäre ein interessantes, aber natürlich auch heikles Thema, da Hans Nielsen sowohl vor als auch nach 1945 unter dessen Regie spielte und bei seiner Entnazifizierung durchaus eine Rolle spielte. In dem verlinkten Thread wurde angedeutet, dass Nielsen von manchen Schauspielkollegen nach 1945 als etwas zweifelhaft angesehen worden sei. Sicher muss man so etwas nicht überbewerten; aber zumindest ein kurzes Eingehen darauf wäre sicher interessant gewesen; Barthol behandelt die Frage, inwieweit sein Protagonist hier verstrickt war, leider extrem oberflächlich.
    Der Anteil des Bildmaterials ist immerhin beachtlich, manche Bilder aus frühen Jahren dokumentieren auch, dass Nielsen bereits mit Anfang/Mitte Zwanzig erheblich älter wirkte, als er war (S. 18, 20-24, 26). Auch der Anhang zu seinen Rollen in den Bereich Film, Fernsehen, Theater, Synchronisation und Rundfunk ist beeindruckend (S. 165-227).
    Vor diesem Hintergrund überraschen manche Schlampigkeiten, die relativ leicht vermeidbar gewesen wären. So wird in einer Bildunterschrift Veit Harlans Film "Anders als du und ich" zu "Anders als die Anderen" (S. 117) - ein Film zum selben Thema, aber aus einer ganz anderen Zeit.
    Mitglieder dieses Forums werden wahrscheinlich bereits im Vorwort über die Aussage stolpern, dass Hans Nielsen in "allein sieben Verfilmungen von Edgar-Wallace-Romanen" mitgespielt habe (S. 1), wozu in einer Fußnote neben seinen beiden Auftritte in der Rialto-Serie auch die CCC-Filme nach Romanen von BEW und die BEW-Mabuse-Mischung "Scotland Yard" gezählt werden.
    Hier wurde wohl schlicht nicht sauber lektorisiert.

  • KleindarstellerthreadDatum15.02.2024 08:20
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Kleindarstellerthread

    Zitat von max im Beitrag #37
    Adolf Hansen (auch Adolph Hansen) ist im Drehplan als "Wiesel" gelistet. Er ist einer von Minellis Leuten und wirft in der Eingangsszene in Chicago die Handgranate in das Hotelzimmer mit O'Connors Leuten ("Mit herzlichen Grüßen von Kerkie Minelli!").
    Bei dem Gangstertreffen ab 48:33 löst er beinahe eine Schießerei aus, als er sich eine Zigarre anzündet.
    In der 51. Minute erledigt er den Gangster am Spielautomaten (FG Beckhaus).

    Erstaunlich, dass dieser Schauspieler bisher nirgends genannt wurde! Seine drei Auftritte sind zwar kurz, aber alle sehr markant; und Text hat er in zweien davon auch noch.
    Beckhaus dagegen wurde schon oft in den Listen genannt, obwohl er nur wenige Sekunden zu sehen ist und gar nichts sagt.

  • Hans NielsenDatum12.02.2024 11:05
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Hans Nielsen

    Danke für den Hinweis auf das Buch, von dem ich bisher noch nichts wusste! Mal sehen, ob es mir demnächst unterkommt (etwa als Fernleihe).

  • KleindarstellerthreadDatum05.02.2024 10:02
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Kleindarstellerthread

    Zitat von Lord Low im Beitrag #33
    Zitat von Savini im Beitrag #29
    In einem anderen Forum wurde spekuliert, dass der Zeitungsverkäufer von einem Engländer gespielt worden sein könnte.


    Davon gehe ich auch aus. Vielleicht war es sogar ein echter Zeitungsverkäufer mit echten Zeitungen.

    Zumindest die Zeitung, die er hochhält, dürfte allerdings von Rialto stammen, da auf ihrer Schlagzeile von einem Mord durch eine Schlange die Rede ist.

  • KleindarstellerthreadDatum05.02.2024 10:00
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Kleindarstellerthread

    Zitat von max im Beitrag #31
    Zitat von Count Villain im Beitrag #30


    Wo ist er denn im Hund?



    Auftritt ab 43:24, als Inspizient des Nachtclubs, der Catherine Wilson (Mady Rahl) zusammenstaucht, direkt nach den Cameos von Freddy Vohrer und Eva Ebner.

    Danke, dass du mir die Beantwortung abgenommen hast (ich war gestern längere Zeit offline)!
    Falls jemand den Film nicht griffbereit hat, wäre hier sein Kurzauftritt:https://www.youtube.com/watch?v=zCZqFOpApHM

  • KleindarstellerthreadDatum03.02.2024 20:38
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Kleindarstellerthread

    Zitat von max im Beitrag #28
    Der Zeitungsverkäufer aus der 5. Minute, dessen Auftritt auch in den Hexer kopiert wurde, sieht Heinz Petruo aber sehr ähnlich.
    Kann es sein, dass er der Zeitungsverkäufer ist?
    Ich bin mir da nicht ganz sicher, vielleicht mag noch jemand anderes einmal drüber schauen?

    Petruo erscheint mir unwahrscheinlich, da die Szene (zumindest für "Zinker") offensichtlich in London selbst gedreht wurde und man dafür sicher nicht extra jemanden aus Berlin importiert hätte, der ansonsten im Film gar nicht auftritt. In einem anderen Forum wurde spekuliert, dass der Zeitungsverkäufer von einem Engländer gespielt worden sein könnte.
    Über Petruos Nennung in der Besetzungsliste habe ich mir aber auch schon länger den Kopf zerbrochen, da ich seine markante Stimme nirgends heraushören konnte (bei seinem Kurzauftritt im "Hund" gelang es zumindest nach genauerem Hinhören).

  • KleindarstellerthreadDatum31.01.2024 19:19
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Kleindarstellerthread

    Zunächst: Peinlicherweise hatte ich in meinem vorherigen Beitrag die Namen der beiden Schauspieler vertauscht!

    Interessante Einblicke in den Drehplan! Wenn Sir John in Judds Büro auftreten sollte, würde das wirklich dafür sprechen, dass der Chefinspektor als eigenständige Figur ursprünglich gar nicht vorgesehen war.

    Zitat von max im Beitrag #24
    Meine Vermutung:
    Fritz Schröder-Jahn stand für den 5. Drehtag nicht zur Verfügung, weshalb die Rolle des Sir John von Franz Schafheitlin übernommen wurde.
    Da Schafheitlin wiederum am 28. Drehtag nicht zur Verfügung stand, kam Schröder-Jahn in der neugeschaffenen Rolle des Chefinspektors zum Einsatz.
    Um einen Huch-wer-ist-denn-das-Effekt zu vermeiden, hat man eine Büroszene mit Schröder-Jahn nachgedreht, um den Chefinspektor in den Film einzuführen.

    Eine sehr einleuchtende Theorie!

  • KleindarstellerthreadDatum31.01.2024 15:42
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Kleindarstellerthread

    Dieser Verdacht war mir gekommen, weil man bei dem James-Bond-Film "In tödlicher Mission" ähnlich verfahren war: Bernard Lee konnte aufgrund seiner Gesundheit nicht mehr vor die Kamera und es war absehbar, dass er nicht mehr lange leben würde; aber so kurzfristig konnte/wollte man M nicht umbesetzen, weshalb es hieß, er sei gerade im Urlaub und zwei andere, in den vorherigen Filmen bereits eingeführte Figuren (der Verteidigungsminister und der Stabschef) seine Dialoge zugewiesen bekamen. In einer Szene (der Kontaktaufnahme im Beichtstuhl) wurde er durch Q ersetzt.

  • KleindarstellerthreadDatum29.01.2024 08:21
    Foren-Beitrag von Savini im Thema Kleindarstellerthread

    Zitat von max im Beitrag #19
    Dass es nach der Erstellung des Drehplanes noch zu Änderungen in der Besetzung kam, kann man an der Rolle des Chefinspektors sehen. Diese Rolle ist gar nicht im Drehplan aufgeführt.
    Fritz Schröder-Jahn war im Drehplan ursprünglich für die Rolle des Sir John vorgesehen. Aus irgendeinem Grund spielt er nun einen Chefinspektor, der in seinen Auftritten nur die Rolle des Vorgesetzten erfüllt, sonst hat er keine weitere Funktion.
    Da es auch keine Szene gibt, in der der Chefinspektor und Sir John gemeinsam zu sehen sind, kann davon ausgegangen werden, dass diese beiden Rollen ursprünglich eine Rolle waren.
    Im Gorilla von Soho sind beide Rollen auch wieder zu einer zusammengefügt.

    Es hatte nicht zufällig jemand hier die Gelegenheit, das Originaldrehbuch zu lesen?
    Mein Verdacht wäre nämlich, dass in den Szenen, in denen der Chefinspektor auftritt (als Larry Holt vom Fund von Gordon Stuarts Leiche erfährt oder später in Judds Büro) ursprünglich Sir John vorgehen war, Fritz Schröder-Jahn kurzfristig (durch eine Erkrankung oder anderweitige Verpflichtungen) ausfiel und man hier seine Dialoge einer anderen Figur zuwies.
    Zitat von max im Beitrag #19
    Ein Liliputaner - heute würde man wohl "Kleinwüchsiger" schreiben - kommt im Film ebenfalls nicht vor. Laut Drehplan wäre Horst Schweimler in einer Außenaufnahme auf einer Straße oder vor dem Bürogebäude zu sehen gewesen. Dass "Liliputaner" nur ein Spitzname einer Rolle gewesen sein könnte, kann ausgeschlossen werden, da Schweimler tatsächlich kleinwüchsig war.

    Die Angabe in Joachim Kramps Besetzungsliste hatte mich auch irritiert, weil mir im Film nie eine kleinwüchsige Figur aufgefallen war.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum26.01.2024 22:59

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #92
    Allerdings scheinen mir Parallelen zu den Karl-May-Filme tatsächlich auf einen ziemlich komplizierten Handstand hinzudeuten.

    Eine Gemeinsamkeit zu den "klassischen" Bonds besteht natürlich darin, dass diese gar nicht den Anspruch erhoben, "realistisch" zu sein. Die Bond-Klassiker waren im Grunde "Märchen für Erwachsene", so wie es Joachim Fuchsberger mal in einem Interview über die Wallace-Reihe meinte.
    Wobei den Wallace-Romanen märchenhafte Züge auch nicht ganz fremd waren (wenn die positiven Figuren unverhofft mit Erbschaften "beschenkt" werden).

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum26.01.2024 18:55

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #92
    Die guten alten Bondfilme schienen damals auch im heißesten kalten Krieg von einem Geist der Entspannung durchdrungen, der leider heutzutage komplett verlorengegangen ist...

    Wobei das auffälligerweise bei James Bond bereits ein Unterschied zwischen den Filmen und ihren Romanvorlagen ist, was gerade "Liebesgrüße aus Moskau" verdeutlicht: Im Buch sind die sowjetischen Geheimdienste Drahtzieher der Verschwörung, um dem Westen eins Auszuwischen, während im Film SPECTRE beide Seiten täuscht und gegeneinander ausspielt.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum26.01.2024 08:27

    Ich wollte noch etwas zu dem bereits angesprochenen Punkt ergänzen, dass die Konflikte zwischen Weißen und Indianern in den Karl-May-Filmen von (weißen) Banditen ausgehen, während die Vertreter von Politik und Militär (soweit sie vorkommen) als rechtschaffen dargestellt werden.
    Eine gewisse Parallele könnte man her zu den klassischen James-Bond-Filmen sehen, in denen teilweise auch ein drohender Krieg zwischen Ost und West verhindert werden muss. Dieser wird sowohl in "Man lebt nur zweimal" als auch im "Spion, der mich liebte" von einer "dritten Partei" aus; in "Octopussy" gibt es zwar mit General Orlov einen Kriegstreiber aus dem sowjetischen Lager, aber dieser wird als eigenmächtig handelnder Psychopath dargestellt, dessen Kriegskurs dem Westen gegenüber sowohl der (optisch an Breschnew orientierte) rechtschaffene Generalsekretär als auch der KGB-Chef General Gogol missbilligen. Überhaupt erscheint Gogol in den Moore-Bonds teilweise durchaus sympathisch.

  • Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #88
    Interessante Hypothesen !
    Leider hab ich es immer noch nicht fertigbekommen, mal den "Dritten Mann" zuschauen, trotz seiner seltsamen Verbindung zu Edgar Wallace !
    Das muss mal nachgeholt werden...

    Um Missverständnisse zu vermeiden: Die inhaltliche Parallele bezog sich auf Alfred Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte", nicht auf Carol Reeds "Der dritte Mann".
    Bei Letzterem gibt es tatsächlich neben dem Namen einer Figur auch durch die beiden (!) deutschen Synchronfassungen Bezüge, da in der ersten Wolfgang Lukschy, Hans Nielsen und Friedrich Joloff und in der zweiten Heinz Drache und Werner Peters akustisch vertreten sind.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #88
    letzten Endes hat auch Orwell schon von alles beobachtenden Kameras geschrieben

    Wobei dessen Roman !1984" in einer damals fernen Zukunft angesiedelt war, während Flemings Buch und Langs Film in der damaligen Gegenwart spielten.

    Was die Serie mit David Suchet angeht, so fiel die Verfilmung der "Arbeiten" in die Phase, als Werktreue längst nicht mehr großgeschrieben wurde. Zu Beginn hätte man vielleicht aus den Geschichten eine eigene Staffel gemacht.

  • Ich wollte etwas zu möglichen inhaltlichen Inspirationen von Fritz Langs Film schreiben:
    Hans Schmid sieht in seinem Aufsatz "Herrschaft des Verbrechens" Parallelen zwischen den beiden Sitzungen des BKA in den "1000 Augen" und der CIA-Konferenz im "unsichtbaren Dritten", da in beiden Fällen eine Behörde mehr als die Polizei weiß, diese aber nicht einweiht. Theoretisch könnte eine Inspiration möglich sein, da Hitchcocks Film im Dezember 1959 in die deutschen Kinos kam und Lang im Mai 1960 mit den Dreharbeiten begann.
    Ebenfalls 1959 kam Ian Flemings Roman "Goldfinger" heraus; dieser enthält einen Handlungsstrang, der in der deutlich bekannteren Verfilmung komplett unter den Tisch fiel: James Bond ist Gast in Goldfingers Anwesen in England, schnüffelt dort herum und muss feststellen, dass sich dort versteckte Kameras befinden, so dass jedes Geschehen auf Bildschirmen verfolgt werden kann. Natürlich kann es auch sein, dass dieses Motiv bereits zuvor in der Literatur oder in Filmen vorkam.
    Besonders auffällig erscheinen mir aber die Gemeinsamkeiten zwischen dem Handlungsstrang um Marion Menil, deren gewalttätigen und vor Eifersucht paranoiden Ehemann und dessen vermeintlichen Tod und der Kurzgeschichte "Die Stymphaliden" aus dem Band "Die Arbeiten des Herkules" von Agatha Christie, die derzeit als Lesung online verfügbar ist:https://www.youtube.com/watch?v=bOg2UeNglM4
    Ob die Parallelen hier Zufall sind? Oder wurden Fritz Lang und/oder Heinz-Oskar Wuttig vielleicht davon inspiriert?

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum12.01.2024 22:37

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #87
    So, noch mal abschließend die Reihenfolge. Ich hab mal daneben geschrieben, wie sicher ich die Position in der Reihenfolge empfinde:

    1. Winnetou und sein Freund Old Firehand - sicher
    2. Winnetou I - sicher
    3. Winnetou und das Halbblut Apanatschi - relativ unsicher
    4. Der Schatz im Silbersee - ziemlich sicher
    5. Winnetou II - ziemlich sicher
    6. Old Surehand - relativ unsicher
    7. Der Ölprinz - relativ unsicher
    8. Unter Geiern - relativ unsicher
    9. Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten - relativ unsicher
    10. Old Shatterhand - ziemlich sicher
    11. Winnetou III - sicher

    Hast du das "Tal der Toten" aus einem bestimmten Grund jetzt deutlich später angesetzt? Zuvor kam dieser Film bei dir ja gleich nach "Winnetou II".

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum12.01.2024 22:34

    Dass die Rücksicht auf die USA in diesem Fall vielleicht weniger wichtig war meinte ich deswegen, weil die Karl-May-Filme in erster Linie auf ein deutschsprachiges und danach (in geringerem Maße) auf ein kontinentaleuropäisches Publikum abzielten. Der englischsprachige und erst recht amerikanische Markt dürfte weniger im Auge gewesen sein, da dort natürlich genügend Hollywood-Western zur Verfügung standen. Allenfalls "Old Shatterhand" könnte als für Amerikaner interessant eingestuft worden sein; die stilistischen und inhaltlichen Unterschiede hattest du ja schon umfassend aufgelistet.

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #86
    Wenngleich die Winnetou-Filme an dieser Stelle in der Zeichnung der Indianer viel Brutales ausblendeten. Da ist sogar Winnetou 1 noch fast am realistischsten, als die Apachen die Stadt Roswell überfielen und fast alle dort abschlachteten, die Überlebenden dann zu Tode martern wollten und schließlich einem doch sehr unfairen "Gottesurteil" überließen. Am Ende kurz vor Santers grausamer Hinrichtung ist sogar mal kurz angedeutet, wie ein Apachenkrieger einen getöteten Feind skalpiert. Das ist ja im Prinzip komplett weggelassen wurden und nur in Gestalt des Sam Hawkens ins Komische verzerrt.
    Aber wie gesagt, es sind halt nur Filme, die uns eigentlich nur ein Märchen erzählen wollen.

    Ein direktes Darstellen des Skalpierens von Toten oder Lebenden war natürlich undenkbar: Einmal, weil es der angestrebten Idealisierung widersprochen und selbst bei "bösen" Indianern nicht zu der Tendenz gepasst hätte, Bleichgesichter als die eigentlichen Bösewichter darzustellen; daneben aber auch, weil die Filme sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche richteten und die FSK zu der Zeit bekanntlich sehr streng war, was die Darstellung von Gewalt im Film anging.
    Der Marterpfahl ist ja als Drohung in den Filmen sehr präsent, kommt aber auch nie wirklich zum Einsatz, abgesehen von Ölprinzen (und selbst bei diesem nur off-screen). Bei Karl May selbst dagegen wird in "Winnetou I" zumindest damit begonnen, den Mörder Rattler zu martern, bis Old Shatterhand dafür sorgt, dass man damit aufhört.
    Auch eine solche Darstellung hätte die damalige FSK sicher nie zugelassen.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum02.01.2024 19:49

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #84
    Interessant deine Ansicht über den abschließenden Leichenzug im Film, ist mir noch gar nicht so aufgefallen.

    Diesen Hinweis verdanke ich dem Mitglied A aus einem anderen Forum, der mir gegenüber mal erwähnte, dass er eine Diskussion darüber mit B gehabt habe.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #84
    Warum die offiziellen staatlichen Stellen in den Karl-May-Filmen so gut weg kommen, hängt sicher auch mit der üblichen Glorifizierung der Besiedelung des Westens zusammen, die in damaligen Filmen noch üblich war, aber bestimmt auch, weil man Rücksicht auf den großen Bruder jenseits des großen Teiches genommen hat und da nicht zu viel Kritik üben wollte. Wenngleich die Indianer in diesen Filmen wesentlich positiver hingestellt werden als es sonst gängig war.

    Natürlich kann man schlicht sagen, dass die Filme grundsätzlich von einem konservativen Weltbild geprägt waren und sich eine allzu negative Darstellung von Staat, Militär oder Gesellschaft damit nicht vertragen hätte.
    Aber ob Rücksicht vor den USA hier wirklich so wichtig war? Den amerikanischen Markt dürfte man mit diesen Filmen sicher kaum im Auge gehabt haben.
    So oder so fällt auf, dass die amerikanische Gesellschaft in Karl Mays Büchern mitunter deutlich negativer gezeichnet wird, wobei er allerdings zumindest deutschstämmige Amerikaner davon ausnimmt, die sich meist nicht durch Rassismus, Raffgier oder Überheblichkeit auszeichnen.
    Interessanterweise ist in den Filmen (wenn ich es richtig sehe) nur in "Winnetou I" und im "Ölprinzen" explizit von "Deutschen" die Rede; bei manchen anderen Figuren kann man es sich aufgrund ihrer Namen ("Engel" im "Silbersee" oder "Baumann" in "Unter Geiern") zumindest denken.
    Was die Darstellung der Indianer angeht, so war das zu dieser Zeit nicht unbedingt so provokant: Western, die diese positive darstellten oder den Umgang von Weißen mit ihnen in ein schlechtes Licht rückten, gab es in Hollywood schon ab den 50ern ("Der gebrochene Pfeil", Massai", "Der letzte Zug von Gun Hill"), in den 60ern setzte es sich fort ("Man nannte ihn Hombre") und selbst John Ford drehte mit "Cheyenne" einen Film, der sich klar positionierte (auch wenn er manche Zugeständnisse machte).

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum30.12.2023 09:50

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #81
    Ganz so religiös verbrämt wollte man die Sache dem Kinopublikum der Sechziger nicht mehr vorsetzen, so hört denn Winnetou nur noch die Kirchenglocken, die ihm schon einmal beim Ritt nach Santa Fe aufgefallen waren. Wobei es im Roman ja auch der Kirchengesang der später verschleppten Ansiedler war, der ihn besonders rührte.

    Auch der Leichenzug in der letzten Szene erinnert durchaus an ein christliches Begräbnis. Es fällt etwas aus der Reihe, dass man hier religiöse Elemente einbaute, die in Karl Mays Büchern zwar stark vertreten sind, in den Winnetou-Filmen dagegen größtenteils unter den Tisch fielen.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #81
    Der Rest der Handlung ist frei erfunden, wenngleich man vielleicht noch erwähnen kann, dass der kauzige Fred Walker den Old Shatterhand sehr an seinen alten Sam Hawkins erinnerte, der ja dann auch im Film stellvertretend eine recht große Rolle bekam.

    Man könnte vielleicht noch ergänzen, dass das Wettschießen zwischen Sam Hawkens und Rollins offensichtlich an eine ähnliche Szene vom Anfang des Romans "Der Ölprinz" angelehnt war, wo ein ähnliches mit dem Bandenchef Butler stattfand.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #81
    Diesmal steht aber sogar der von Carl Lange gespielte Gouverneur der ganzen Region auf der guten Seite, so unbestechlich, ehrlich und charakterstark, wie es wohl noch nie irgendwo einen Politiker gegeben hat...

    Ein interessanter Kontrast zu Langes völlig anders angelegten Rollen in der Wallace-Reihe! Übrigens war mir früher gar nicht bewusst, dass es hier derselbe Schauspieler war - vielleicht, weil er nicht mit seiner eigenen Stimme zu hören ist?
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #81
    Warum man da ein so positives Bild gezeichnet hat, wäre sicher auch mal Stoff zum Überlegen.

    Man wollte wohl einerseits das Unrecht darstellen, aber andererseits weder dem Staat noch der Armee oder anderen "großen" Einrichtungen die Schuld daran geben, weil das zu weit ginge und mit der "märchenhaften" Stimmung nicht vereinbar gewesen wäre. Insofern ist hier ein Bogen zu "Winnetou I" vorhanden, wo der Konflikt durch den Schurken Santer verursacht wird, während die (von Old Shatterhand vertretene) Eisenbahngesellschaft diesen (anders als im Roman) um jeden Preis zu vermeiden versucht.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #81
    Die hübsche Sophie Hardy hat hier mal die Rolle übernommen, die Frau des Stückes zu spielen, ob nun sinnvoll oder nicht.

    Auch bei dieser Figur fällt auf, dass sie strenggenommen für die Handlung überflüssig ist (wie auch von Michael Petzel bemerkt).
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #81
    mir gefällt etwa besonders gut, wie der gerade dem Sprengstoffattentat entronnene Shatterhand staubbedeckt in der noblen Schickeria-Gesellschaft des Vermeulen auftaucht, männlich und ungeschniegelt zwischen all den Laffen, man wünscht sich fast, der kernige Waldläufer würde die ganze Bagage alleine aufmischen

    Bei dem Kontrast zwischen ihm und der "feinen Gesellschaft" Hat man tatsächlich den Eindruck, dass hier zweite Welten aufeinanderprallen.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #81
    gerade auch in den letzten Minuten viel Sentiment, aber ohne ins Kitschige abzugleiten

    Ein großzügiges Urteil, da ansonsten hier oft ein hoher Kitschfaktor kritisiert wird (nicht nur von Petzel)!

    Zwei Anmerkungen: Die Szenen, in der Öl in den See geleitet und angezündet wird, um die Bösewichter zu besiegen (was im Übrigen reichlich heftig für die so "edlen" Helden erscheint) war offensichtlich von einer Stelle aus dem letzten Drittel von "Liebesgrüße aus Moskau" inspiriert.
    Und nachdem in "Winnetou I" Old Shatterhand der eigentliche Held war und im zweiten Teil der Häuptling im Vordergrund stand, haben sie hier ungefähr gleichwertige Rollen.

  • Winnetou und die "richtige" ReihenfolgeDatum30.12.2023 09:17

    Leider komme ich erst jetzt zu einer Antwort!

    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #80
    Die Flucht der Zivilbevölkerung ins Fort ist nun mal ein Bezug zur Realität der Indianerkriege. Natürlich wissen wir Zuschauer, dass unter dem edlen Häuptling Winnetou keine Unschuldigen leiden würden. (...) Kuschel-Eingeborene waren die Ureinwohner der Prärien auf keinen Fall. Winnetou ist halt eine idealisierte Gestalt, genauso "mythisch überhöht" wie Old Shatterhand.

    Klar. Aber weil im Kosmos der Karl-May-Filme die idealisierte Darstellung überwiegt und gerade Winnetou eigentlich einen entsprechenden Ruf haben müsste, wirkt dieser Punkt fehl am Platze.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #80
    Ansonsten ist die etwas härtere Gangart nun nicht so abweichend. Massenhafte Tötung der Bösen, manchmal aber auch Guten, ist meist gang und gebe, auch Frauen und Kinder werden oft abgeschlachtet (Winnetou 2 z.B.), und es kommt auch zu grausamen Hinrichtungen, meist der Oberschurken. Ist aber alles verniedlicht dargestellt.

    Natürlich, aber es ist gerade der Verzicht auf die verniedlichenden Aspekte, der hier auffällt: Das Abschlachten der Siedler (zu denen auch Frauen und Kinder gehören) in "Winnetou II" etwa findet off-screen statt, auch Santer oder Rollins sieht man nicht durchbohrt im Bild. Die Ermordung von Baumanns Frau und Tochter in "Unter Geiern" war sicher deutlich grausamer als das Erschießen des Jungen in "Old Shatterhand" (die Frau wurde vermutlich auch vergewaltigt, auch wenn das natürlich nie direkt gesagt wird), aber man sieht die Toten nicht - es reicht völlig, die entsetzten Reaktionen von Vater und Sohn zu zeigen.
    Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #80
    Vielleicht fehlt dir ja auch einfach nur der Martin-Böttcher-Schmelz?

    Keineswegs; gerade wegen der deutlich anderen Stimmung würde dieser Schmelz hier absolut nicht passen, auch wenn er sicher aus anderen Gründen fehlte (rechtliche, oder weil Böttcher nicht zur Verfügung stand).
    Übrigens stammte keiner der zitierten Beiträge aus dem anderen Forum von mir.

  • Dem schließe ich mich an!

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